Münster zwischen Krieg und Frieden

Die Stadt Münster steht schon immer im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden. Sie war und ist eine Garnisonstadt. Noch heute werden aus Münster Kriege in aller Welt befehligt (z.B.: Einsätze des Deutsch-Niederländischen Korps). Aber seit dem Westfälischen Frieden, der vom 15. Mai bis zum 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück geschlossen wurde und der den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland beendete, steht Münster auch im Zeichen des Friedens.

In der heutigen Politik und Erinnerungskultur in Münster werden beide Topics ge- und benutzt. Einmal wird mit dem Militär gefeiert, ein andermal wird der Frieden gepriesen. Die Dualität von Krieg und Frieden wird dabei ausgeblendet. Erinnerungskultur at her best. Mal so, mal so! Schließlich steht in heutiger orwellscher Zeit ja auch eine Kriegsmaschinerie für „Frieden“!

Mit der Ausstellung will ich diese Dualität sicht- und erfahrbar machen. Sie bezieht dabei Fotos von Kriegerdenkmälern, Kriegsgräbern und Mahn- und Gedenksteine – zumeist zum Thema Zweiter Weltkrieg und Faschismus – ein.

Thematisch werden die Exponate zwei Bereichen zugeordnet:

Krieg

In Münster existieren ca. 50 Gedenkorte für deutsche Kriegsgefallene aus den Kriegen seit 1864. Eine weitere Gedenktafel erinnert an die Schlacht bei Varlar (bei Coesfeld) am 18. Juli 1454, die um die Nachfolge des Bischofs von Münster geführt wurde.

Die größten und bekanntesten Kriegerdenkmäler sind Denkmäler an Gefallene bestimmter Regimenter oder bestimmter Kriege – eine Heroisierung des Krieges eingeschlossen. Dazu kommen etliche Gedenksteine an die Gefallenen eines Ortsteils. Diese stehen zumeist auf dem jeweiligen Friedhof und dienen dem persönlichen Gedenken an familiäre Opfer. 

Gerade die großen, politischen Kriegerdenkmäler erinnern an Völkermorde und haben revanchistische Motive: Als Beispiele seien hier das Train-Denkmal (Völkermorde gegen den „Boxeraufstand“ 1901 und den „Herero-Aufstand“ 1904-06) und das Dreizehner-Denkmal (Revanchistische Inschrift: „Ehre den Toten beider Weltkriege – Treue um Treue“). Gerade an letzterem werden am Volkstrauertag immer noch Gedenkveranstaltungen abgehalten ( Dreizehner-Denkmal, S. 26).

Opfer

Dagegen gibt es in der Stadt nur ca. 20 Gedenk- und Mahntafeln für die Opfer von Kriegen und Faschismus.

Diese sind zumeist kleiner als die „großen“ Kriegerdenkmale. Neben der Gedenktafel am Stadthaus I von 2007, die an das erste Juden-Pogrom von 1350 erinnert und einem Gedenkstein für französische Gefallene aus dem 1870/71er Krieg, erinnern die anderen Gedenk- und Mahntafeln an Opfer des Zweiten Weltkrieges und an Opfer des Nationalsozialismus (NS). Die Themen reichen von der Bücherverbrennung, über Deportation und Holocaust an den Münsteraner Jüdinnen und Juden, Zwangsarbeit und Euthanasie bis zur Verfolgung von Wehrdienstverweigerung und christlichem Widerstand.

Ebenso gibt es Ehrenfriedhöfe für polnische, sowjetische und englische Kriegsgefangene.

Zur Geschichte und Rezeption der Münsteraner Denkmäler: Stadtarchiv Münster: Erinnern im öffentlichen Raum. Krieger-Denkmäler – Ehrenmale – Mahnmale und Kriegsgräberstätten in Münster, Redaktion Anja Gussek, Münster, März 2013. [Stadt Münster]

(c) Jan Große Nobis, 2014